Zum Ende des Stückemarkts beim Berliner Theatertreffen

In der Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen Ausrichtung des Hauses der Berliner Festspiele und des Theatertreffens am 5. Oktober 2022 wurde bekanntgegeben, dass der Stückemarkt des Theatertreffens in seiner bisherigen Form nicht fortgeführt wird.

Daraufhin hat der VTheA den Kontakt zum Leitungsteam des Theatertreffens gesucht. In einem konstruktiven Dialog erläuterte das Leitungsteam, dass es auch weiterhin im Rahmen des Theatertreffens eine Plattform für dramatische Kunst und gegenwärtige Formen des Theatertextes geben soll – unter neuen Vorzeichen.

Einschätzung des VTheA

Grundsätzlich sind wir der Auffassung, dass der Stückemarkt des Theatertreffens seit etwa zehn Jahren konzeptionell überfrachtet wurde. In der Folge hat er an Bedeutung als zentraler Branchentreff und Austauschplattform deutlich verloren.

Zudem erscheint uns ein Wettbewerb, bei dem ungleiche Textformen mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen gegeneinander antreten (Drama vs. Performance), unglücklich und nicht mehr zeitgemäß.

Vor diesem Hintergrund können wir den nun erfolgten klaren Schnitt samt anschließender Neuaufstellung im Rahmen der angekündigten „Treffen“-Formate nachvollziehen. Insgesamt begrüßen wir die in Aussicht gestellte breitere Auseinandersetzung mit dramatischer Kunst und gegenwärtigen Formen des Theatertextes.

Unsere Erwartungen

Der VTheA erhofft sich von einem neuen Format insbesondere:

  • Fokus auf Theatertexte
    Das neue Format sollte weiterhin Theatertexte in den Mittelpunkt stellen und eine Auswahl von 6–10 ästhetisch wie politisch spannenden Positionen zeigen – beispielsweise in szenischen Lesungen. Damit können Zugänge zum Markt ermöglicht und die Bedeutung von Theatertexten in ihrer Vielfalt sichtbar gemacht werden.
  • Diskussionsplattform
    Zentrale Fragestellungen rund um die dramatische Kunst und den Theatertext sollten umfassend diskutiert werden. Die Anliegen von Theaterautor:innen müssen dabei eingebunden sein – dazu gehören ästhetische und politische Aspekte, Arbeitsweisen, Marktmechanismen, Fragen der Repräsentanz und die angemessene Bezahlung.
  • Dialog auf Augenhöhe
    Wir wünschen uns eine sichtbare Plattform für Dialog und Austausch, ein „Treffen“ auf Augenhöhe, um die Auseinandersetzung mit dramatischer Kunst zu intensivieren.

Ausblick

Über diese Ideen stehen wir mit der Leitung des Theatertreffens weiterhin im Gespräch.

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